Donnerstag, 26. März 2015

Frühlingsanfang

Am 21. März war  der offizielle Frühlingsanfang.

Bei mir zu Hause aber freuen sich die Kinder immer auf den 22. März. An dem Tag werden bei uns Lerchen aus dem Teig gebacken und mit einem speziellen Lied der Frühling gerufen. Das ist eine uralte Tradition, die ich unbedingt an meine Kinder weitergeben will. Dieser Tag heisst bei uns genauso wie  vor 100 Jahren-"die Lerchen". 


Als Kind habe ich mich riesig gefreut, wenn meine Oma einen großen Korb voll mit Teigvögelchen in ihrer Küche hinstellte. Da guckten sie raus mit ihren dunklen Äuglein und spitzen Nasen und haben darauf gewartet, von den Kinderhänden getragen hoch zu fliegen und den Frühling zu rufen. Manchmal durften die Kinder beim Backen mitmachen und dann belebten wir die Lerchen, indem wir ihnen  mit kleinen Traubenkirschbeeren Augen gaben.








Ich habe ernsthaft geglaubt, dass die Zugvögel, die dann irgendwann bei uns am Himmel erschienen, auf den Ruf unserer kleinen Lerchen hin gekommen sind. Ich habe diesen Tag geliebt und ich liebe ihn immer noch. Die Zeit vor Ostern war bei uns die strengste Fastenzeit (was bedeutete keine tierische Lebensmittel, und zwar 40 Tage), weshalb der Teig nur mit  Pflanzenöl gemacht wurde. Die Vögel haben uns aber trotzdem sehr gut geschmeckt, was natürlich auch Omas Backkünsten zu verdanken war. Ich habe meine liebste Omi mehrmals nach dem Rezept gefragt und jedes Mal musste ich feststellen, dass es bei ihr kein strenges Rezept gab und alles einfach nach Gefühl zusammengefügt wurde. Ich habe dann auch immer nach Lust und Laune improvisiert (mit den Erzählungen von Oma im Hinterkopf). 

Diesmal ist ihre Tochter, also meine Mama bei mir zu Besuch und wir haben zusammen gebacken und den Frühling gerufen. Das Lied mussten wir noch mal mit den Kinderchen üben, ansonsten war das wieder herrlich. Es macht einfach Spaß! Und da es in Deutschland so was nicht gibt, ist es nicht schlimm, wenn das Ganze ein Paar Tage später  geschieht. Und so steht es mir bevor noch 2 Mal (in der Schule und im Kindergarten meiner Kinder) die Lerchen  in die Luft zu schwenken  und mit großer Kinderschar den Frühling zu rufen. Danach darf jeder seinen Vogel aufessen. Ich weiß noch, dass mir mein Vogel viel zu schade dafür war und ich erst nach langem Hin- und Herüberlegen immer am Flügel geknabbert habe.

Seitdem ich Kinder habe, mache ich jedes Jahr am 22. März die Lerchen, weil ich diesen Brauch sehr schön finde. Und seit ein Paar muss ich kaum noch was machen. Den Kindern macht es Spaß alles selbst zu machen: kneten, rollen, schneiden und vor allem die Vögel formen.




Für die Vögel werden 2 gleiche Rollen aus dem Teig geformt (Durchmesser 1,5-2cm). Eine Rolle wird für die Flügel in der Mitte dünner gerollt. Darauf wird die 2. Rolle gelegt, die oben an der Höhe von 1/3 der Länge dünn gerollt wird (sieh das Bild oben). Die Flügel werden übereinander gekreuzt und an den Enden flach gedrückt. Den Schwanz auch flach drücken. Am Schwanz und an den Flügeln Federn  mit Hilfe des Messers ritzen. Am Kopf die Haube und den Schnabel formen wie im Bild oben. Die Beeren für die Augen in den Teig drücken. Wir haben diesmal getrocknete Heidelbeeren dafür genommen, die schmecken besonders lecker. Dazu eignen sich aber auch Korinthen, Weintraubensamen oder in kleine Stückchen geschnittene Rosinen.


Ein wichtiges Detail - die Vögel werden vor dem Backen mit schwarzem Tee und nach dem Backen, solange die noch warm sind, mit süßem Wasser bepinselt (dazu eine kleine Menge Zucker oder Honig im Wasser auflösen). Diese Aufgabe durfte meine Mama übernehmen.




Und hier ist das Rezept für "die Lerchen":

500g Weizenmehl
500g Dinkelmehl
150g Sonnenblumenöl
2 Gläser Wasser (mein Glas ist ungef. 220ml)
0,5 Glas Zucker
2 Prisen Salz
0,5 TL Kaiser Natron

Aus allen Zutaten einen elastischen Teig kneten. Der darf nicht an den Händen kleben. Wenn es der Fall ist, einfach das Mehl dazu mischen. Wenn der Teig zu fest ist - Öl oder Wasser zufügen und erneut kneten. Die geformten Vögel bei 180 Grad Umluft 15-20 Min. ausbacken. Die Backzeit ist von der Grösse der Vögel abhängig, deshalb muss man die stets im Auge behalten.




P. S. Ich habe das Lied, dass wir immer dazu singen übersetzt, man kann aber einfach "Frühling, komm!" ausrufen:

Ihr Lerchen, ihr Zugvögelchen!
Kommet und bringt den Frühling!
Bringt uns den warmen Sommer!
Wir wollen keinen Winter mehr,
Er hat alle unsere Vorräte aufgegessen.






Ich wünsche euch einen schönen Frühlingsanfang!
Tania

6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Tania,

    was sind das für zuckersüße Backwerke!!! Ich werde das unbedingt mit meiner Tochter nachbacken, sieht zauberschön aus!!!
    Und habe ich so noch nie gesehen, tolle Idee!!!
    Schmecken sicherlich auch herrlich lecker!
    Ganz liebe Grüße, Olga.

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    1. Liebe Olga!
      Ich freue mich, dass unsere Vögel dich inspiriert haben. So eine Tradition darf nicht verloren gehen. Wie gesagt, der Teig ist nichts Besonderes, aber er lässt sich super formen. Die Erzieher aus unserer Kita haben die Lerchen aus einem anderen Teig nachgebacken. Sie haben geschmeckt, sahen aber anders aus. Ich wollte an dem Teig nicht viel ändern, da er eine lange Tradition hat. Ich bin auf dein Bericht gespannt, ob alles geklappt hat.
      Liebe Grüsse,
      Tania

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  2. Was für eine tolle Idee. Sehen köstlich aus! Liebe Grüße, Claudia

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    1. Danke, Claudia!
      Ich freue mich, dass es dir gefallen hat. Wünsche dir und deinen Lieben frohe Ostern!
      Liebe Grüße,
      Tania

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  3. Wie süss! Wir machen hier nur immer Häschen, diese Vögelchen sehen nur zu süss aus. Merke ich mir für nächstes Jahr.

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    1. Liebe Sarah!
      Es ist schwer zu glauben, aber in vielen Ländern gibt es keinen Osterhasen, nicht mal annähernd. Und es werden keine Eier als Deko aufgehangen, sondern aufgelegt, z. B. um Hefegebäck. Und diese Vögel haben auch nichts mit Ostern zu tun. Schön , dass du nächstes Jahr beim Backen dabei bist.
      Liebe Grüsse, Tania.

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